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„Es braucht einen Turbo“

25.7.2013

ÖAMTC, FGW und E-Control machen sich für Erdgas-Autos stark

Im Rahmen des Pressegesprächs „Sicher.Fahren.Erdgas“ präsentierten der ÖAMTC und der Fachverband Gas Wärme (FGW) sowie die Autobauer Fiat, Opel und VW ein Forderungspaket an die nächste Bundesregierung, mit der Zielsetzung die Verbreitung von Erdgasfahrzeugen in Österreich mit steuerlichen Anreizen zu fördern. Unterstützt wird die Initiative von der „Energie-Control Austria“ (E-Control).

„Überschaubarer Fahrzeugbestand"

Mit Erdgas betriebene Kraftfahrzeuge sind nicht nur sauberer als Diesel- oder Benzinautos, sondern auch deutlich kostengünstiger im Betrieb. Dessen ungeachtet sind in unserem Land derzeit nur rund 8.000 Erdgas-Pkw unterwegs. Besonders bei den Schwerfahrzeugen sind die Zulassungszahlen „enden wollend“, berichtete FGW-Bereichssprecher Wolfgang Altmann: Im ersten Halbjahr 2013 seien in Österreich gerade 38 Lkw angemeldet worden. Das liege aber auch an der geringeren Energiedichte von komprimiertem Erdgas, weshalb vor allem für gasbetriebene Trucks im Langstreckeneinsatz verflüssigtes Erdgas (Liquified Natural Gas) als Treibstoff die bessere Wahl sei.

Dringender Informationsbedarf

Dass nur ein relativ geringer Teil der potenziellen österreichischen Kunden den Kauf eines Erdgasfahrzeuges zumindest in Erwägung zieht, begründet der Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung, Bernhard Wiesinger, vor allem damit, dass sie nicht ausreichend über die Vorzüge der CNG-Technologie informiert sind. Als Hemmschwellen für den Kauf eines Erdgasautos seien bei einer Umfrage des „Club“ die vermeintlich geringe Tankstellendichte, die Sorge vor erhöhter Explosionsgefahr bei Unfällen und die Befürchtung, mit Erdgasautos nicht in Tiefgaragen fahren zu dürfen, zu Tage getreten. Diese Vorbehalte ließen sich alle leicht entkräften, stellte Wiesinger gegenüber den zahlreichen Journalisten klar. So hätten Crashtests gezeigt, dass im Falle eines Unfalls keine höhere Explosionsgefahr bestehe als mit einem herkömmlichen Auto. Erdgas-Tankstellen seien in ausreichender Zahl vorhanden, bei den Parkhäusern gebe es indes veraltete gesetzliche Bestimmungen, die noch dazu in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich seien – hier könnte eine bundesweit einheitliche Regelung rasch Abhilfe schaffen.

Gewährleistung von Infrastruktur und Versorgung

Auch E-Control-Chef Walter Boltz, nach dessen Ansicht die Nutzung von Erdgas bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen „in den nächsten 20 Jahren die einzige technisch machbare Lösung“ darstellt, dass der Verkehr zur Erreichung der Klimaziele beiträgt, lässt das Argument, es stünden hierzulande zu wenige Erdgas-Tankstellen zur Verfügung, nicht gelten. Das Tankstellennetz sei gut ausgebaut, vor allem entlang der Hauptverkehrsrouten. Zudem garantiere die Kombination aus einem dicht verzweigten Erdgasleitungsnetz, hohen Erdgasspeicherkapazitäten und eine Eigenproduktion von ca. 20 Prozent des Verbrauchs eine flächendeckende und krisensichere Versorgung mit Erdgas. Würde man den gesamten Pkw-Verkehr – inklusive Tanktourismus – mit Erdgas betreiben, „würde das den Gasverbrauch Österreichs ungefähr verdoppeln“, was mit dem bestehenden Gasnetz „locker“ abzudecken wäre. „Wir transportieren in Österreich ungefähr den vierfachen inländischen Gasbedarf mit den bestehenden Pipelines“, so Bolz. Bei einer realistischen zehn- bis 20-prozentigen Durchdringung mit Gasfahrzeugen sehe er somit kaum einen Investitionsbedarf gegeben.

Versorgungssicherheit bieten auch die Fahrzeughersteller. So sollen in den kommenden Monaten weitere attraktive Erdgasmodelle auf den Markt kommen, wie zum Beispiel der Fiat 500L TwinAir Natural Power, der Mercedes E 200 NGD oder der VW Golf TGI BlueMotion. Opel plant ebenfalls eine Ausweitung des Angebots seiner CNG-betriebenen Fahrzeugmodelle.

Forderung nach Anreizen und mehr Information

Bis dato fehlen in Österreich klare Anreize, die Autofahrerinnen und Autofahrer zu einem Umstieg auf Erdgasautos zu bewegen. Es braucht daher einen „Turbo“, damit diese umweltfreundliche Technologie vorangetrieben wird. ÖAMTC und FGW richten somit an die nächste Bundesregierung die Forderung, bis zum Jahr 2025 keine Mineralölsteuer (MÖst) auf Erdgas einzuheben. Ebenso soll der Staat für denselben Zeitraum auf die NoVA-Abgabe bei Erdgasautos verzichten.
Die Proponenten in Sachen CNG befürworten darüber hinaus eine Erdgasabgaben-Befreiung für in das Erdgasnetz eingespeistes und an anderer Stelle entnommenes Biomethan – in Anlehnung an die steuerliche Behandlung von Biodiesel und Bioethanol. Nicht zuletzt bekräftigen sie die Notwendigkeit einer breiteren Diskussion über den alltagstauglichen, innovativen Kraftstoff Erdgas und fordern die zuständigen Politiker auf, eine umfassende Informationskampagne in die Wege zu leiten.

Praktisch deckungsgleich ist übrigens auch das kürzlich publizierte Forderungspaket des ARBÖ. Indem einzelne Gasversorgungsunternehmen und die Landesregierungen auf unterschiedlichste Art und Weise den Kauf von Erdgasautos fördern, „reicht es nicht, dass allein 600 Euro (inklusive Erhöhungsbeitrag von 20 Prozent) CO2-Bonus vom Staat gewährt werden“, so ARBÖ-Generalsekretärin Lydia Ninz. „Ein Erdgasauto-Kauf ohne NoVA-Zahlung sowie das Aussetzen der MÖSt auf Erdgas wäre daher fair und animiert zur Anschaffung dieser umweltbewussten Technik“.

 

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