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Weisheit des Ostens: China und CNG

7.2.2018

In den Jubelmeldungen über die vorgebliche Expansion des Marktes von E-Fahrzeugen wird als Paradebeispiel gerne China bemüht. In der Tat werden im Reich der Mitte die meisten E-Fahrzeuge zugelassen. Dennoch spielt ein ganz anderer alternativer Kraftstoff dort ebenfalls eine entscheidende Rolle: CNG, der Kraftstoff aus komprimierten Methan mit ausgezeichneter Umweltbilanz.

Gerne überschlagen sich Politik und verkehrspolitische Sprecher im Loblied auf die Elektromobilität. Es entsteht der Eindruck, als wären Batterie- bzw. Akku-Fahrzeuge die einzige und seligmachende Lösung – ganz egal, ob es um aktuelle oder künftige Probleme in der Mobilität geht. Dabei ist – abgesehen von den bekannten Nachteilen der E-Fahrzeuge – solch eine einseitige Ausrichtung nicht nur wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch eine gefährliche Sackgasse, sondern in der Praxis auch völlig unrealistisch.

Alternativen statt Einzellösung

China ist da seit Jahren deutlich weiter und konsequenter: Durch die boomende Wirtschaft und zum Teil veraltete Energieinfrastruktur erreicht die Luftverschmutzung in den Städten immer wieder gesundheitsgefährdende Ausmaße. Außerdem steigt der Rohölverbrauch und macht das Land abhängiger. Die Alternative "Erdgas" bringt dagegen zusätzliche Diversifizierung, Kostenersparnis und Umweltvorteile – eine ideale Kombination. Das gilt in gleichem Maße für den zunehmenden Verkehr. Daher setzt man dort seit vielen Jahren auf den CO2- und schadstoffarmen Kraftstoff CNG. Fast der gesamte öffentliche Nahverkehr (ÖPNV, Taxiflotten) in Städten wie z. B. in Peking, Chengdu, Shanghai wurde im Laufe des Jahrzehnts auf CNG-Fahrzeuge/Bussen umgestellt.

Als "Kraftdroschke" genießt z. B. der VW Jetta 1,6 MPI in einer speziellen CNG-Ausführung größte Beliebtheit und wird regelmäßig in großen Mengen bestellt. Und nicht nur in Nanjing, einer Provinzhauptstadt im Süden Chinas sind vielfach die beliebten Taximodelle VW Santana Vista als CNG-Version im Einsatz. Viele andere Städte setzen ebenfalls auf diesen Kraftstoff und haben praktisch die gesamte städtische Taxiflotte auf CNG umgestellt.

Bewährt und neu nebeneinander

Der Boom der CNG-Mobilität wurde von der Rohstoffsituation (Ölimporte), Umweltbedingungen und dem Streben nach Wirtschaftlichkeit und durch das Setzen von entsprechenden Rahmenbedingungen getrieben. Dies führte zum Aufbau einer entsprechenden Tankstelleninfrastruktur und Autoindustrie im PKW-, LKW- und Busbereich. Schon früh waren mehr als 30 heimische Fahrzeughersteller am dortigen Markt aktiv, teils in Form von Joint Ventures mit internationalen Konzernen, teils als Lizenznehmer, aber auch als eigenständige Unternehmen. So bleibt für die vielfach professionellen Nutzer die Versorgungssicherheit dauerhaft gewährleistet. Auch der im Vergleich günstige CNG-Preis sorgt dafür, die umweltschonende Alternative aktuell zu halten – selbst in den Zeiten der E-Mobilität, bei der China ebenfalls eine führende Rolle anstrebt.

Vom CNG-Weltmarktführer China lernen

"Das Bessere ist des Guten Feind." heißt es oft hierzulande - und für viele scheint das "E" nicht nur gesetzt, sondern geradezu alternativlos. Doch weder Infrastruktur noch benötigte Rohstoffe noch ein ausreichendes Fahrzeugangebot (insbesondere im Transport- und Güterverkehr) sind auf die Schnelle verfügbar.

CNG-/LNG-Mobilität bieten dagegen bereits jetzt Zukunftssicherheit, berechenbare Kosten und sinnvolle Wertschöpfung (z.B. durch Inlandsproduktion bei Fahrzeugen und Kraftstoff). Biomethan aus organischen Abfällen und synthetisches Methan aus z. B. Power-to-Gas führen direkt zu nachhaltigen Lösungen für Millionen Fahrzeuge. Und das alles, ohne den zusätzlichen Weg in die Elektromobilität zu verbauen. Einige europäische Länder, vor allem aber China zeigen, man kann durchaus das eine tun, ohne das andere zu lassen.

Oder frei nach Konfuzius 2.0: Ist das Ziel weit, sind zwei Pferde besser als eines.

Quelle: gibgas/Frank Wolter
http://www.gibgas.de

 

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