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Wie umweltfreundlich sind E-Autos wirklich?

25.4.2022

Eine neue Studie untersucht Autos über den gesamten Lebenszyklus. Das Ergebnis: Es kommt darauf an. Klimaneutral sind E-Fahrzeuge jedenfalls nicht.

Klare Sache: Aus dem Auspuff eines E-Autos kommt nichts heraus, denn es hat keinen. Diese „Tank to Wheel“-Betrachtung greift natürlich viel zu kurz, etwas weiter geht „Well to Wheel“. Wirklich umfassend ist der Zugang „von der Wiege bis zur Bahre“. Ein solches „Life Cycle Assessment“ hat Ende April 2022 Green NCAP veröffentlicht. Nicht nur ist der ÖAMTC dabei ein wichtiger Partner, das Projekt wurde auch von Joanneum Research in Graz entwickelt. 2019 bis 2021 testete Green NCAP 61 neue Modelle mit Verbrenner-, E- und Hybrid-Antrieb. Die darauf beruhende Analyse geht von einer Lebensdauer von 16 Jahren bzw. 240.000 km Laufleistung aus und bewertet Emissionen sowie Energieverbrauch. Berücksichtigt sind nun auch Faktoren wie die Erzeugung der Akkus oder die zur Verfügung stehende Energie.

Auf die Größe kommt es an

„No, na“ ist die Masse ein entscheidender Faktor. In der Kompaktklasse verursacht der rein elektrische VW ID.3 insgesamt 35 Tonnen CO2-Äquivalent an Treibhausgasen (mit EU-Strommix). Die „Podiumsplätze“ belegen in dieser Klasse der Plug-in Hybrid Toyota Prius 1.8 sowie – siehe da – der erdgasbetriebene Seat Ibiza 1.0 TGI mit knapp über 40 t. Große Verbrenner sind erwartungsgemäß besonders umweltschädlich unterwegs, aber auch einem Elektro-Schwergewicht wie dem Ford Mustang Mach-E wird mehr CO2-Äquivalent zugeschrieben als manchem Kompakt-Diesel.

Auf den Strom kommt es an

Emissionen am Auspuff sind zwar offensichtlicher, hier wird aber auch jener der Stromerzeugung selbst berücksichtigt. 15 der 35 Tonnen CO2 des siegreichen Wolfsburgers entfallen darauf. Wer sich privat über die eigene PV-Anlage versorgt, verbessert die Bilanz, doch in der Realität können das nicht viele Automobilisten.

Weitere wichtige Faktoren sind – klar – die Fahrweise und – nicht so klar – die Außentemperaturen. So haben sich die Emissionen eines Plug-In-Hybrid-Modells beim Fahren in kalter Witterung verachtfacht!

Mit Biomethan an die Spitze

ÖAMTC-Experte Max Lang resümiert in einer Aussendung, man dürfe „nicht unter den Tisch kehren, dass ein komplett CO2-neutraler Betrieb unter den aktuellen Voraussetzungen nicht so leicht möglich ist, wie man es sich wünschen würde.“ Ohne grünen Strom kämen die Verbrenner gar nicht weit hinter E-Autos zu liegen. „Würden Verbrennungsmotoren mit alternativen, biogenen Kraftstoffen, erzeugt mit grünem Strom, betrieben, wäre das Rennen noch deutlich knapper.“ Er plädiert daher für die „Offenheit gegenüber unterschiedlichen Technologien“.

Das heißt auch: Wenn schon ein mit Erdgas betriebenes Auto unweit hinter dem besten E-Auto landet, wo wäre dann wohl eines, das reines Biomethan verwendet? Genau.

Wer ist Green NCAP?

Das „Green New Car Assessment Programme“ hat sich klimafreundlichem und energieeffizientem PKW-Transport verschrieben. Mitglieder sind europäische Automobilklubs wie ADAC oder ÖAMTC genauso wie das deutsche Infrastruktur- oder das britische Verkehrsministerium. Es wird u.a. von der FIA gefördert, sein GVI Project (Green Vehicle Index) auch von der EU. Ebenfalls unterstützt wird Green NCAP von der Partnerorganisation Euro NCAP, die Sterne für Fahrzeugsicherheit (Crashtests) vergibt.

Info: greenncap.com

Grafik: Einfluss der Antriebsart auf Treibhausgas-Emissionen (Life Cycle Analyse)

 

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