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Mindestens zu 37 Prozent erneuerbar

12.9.2023

Das europäische Forschungsinstitut für Gas- und Energieinnovation (ERIG) kommt in seiner neusten Studie "Renewable Long-Haul Road Transport - Considering Technology Improvements and European Infrastructure" zum Schluss, dass mindestens 37 Prozent der europäischen LKW-Flotte bis 2030 von erneuerbaren Energien angetrieben werden müssen – sonst werden die Klimaziele verpasst.

Der Einsatz von CNG und dem verflüssigten LNG reduziert im Verkehrssektor die Emissionen, insbesondere, weil vermehrt komprimiertes Biogas beziehungsweise verflüssigtes Biogas – also Bio-LNG/LBG – eingesetzt und genutzt wird, mit welchem die Fahrzeuge nahezu klimaneutral fahren. Europaweit steigt vor allem im Schwerverkehr das Interesse an LKW mit LNG-Antrieben, wie dies beispielsweise die Neuzulassungen in Deutschland zeigen. Während im zweiten Quartal 2023 dort 323 schwere LKW und Zugmaschinen mit CNG- oder LNG-Antrieb neu zugelassen wurden, waren es nur 147 mit Elektroantrieb, zehn mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb und zwei mit Hybridantrieb.

In seiner Studie hat das ERIG die vielversprechendsten Technologien, die eine Reduzierung der Emissionen im Schwerlastverkehr erlauben und die EU somit ihren ambitiösen Klimazielen näher bringen, sowohl quantitativ wie qualitativ analysiert. Die Autoren haben dabei die ganze Range der Antriebe unter die Lupe genommen. Sie untersuchten batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV), wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (H2, FCEV) genauso wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren (ICE), die mit erneuerbarem Methan (CH4, Biogas und synthetisches Methan) und den beiden erneuerbaren Flüssigtreibstoffen E-Diesel und HVO betrieben werden.

Die umfassende ERIG-Studie verwendete außerdem einen Well-to-Wheel-Ansatz und betrachtete damit den gesamten Energieeinsatz von der Gewinnung und Bereitstellung bis zur Nutzung als Antriebsenergie. Bestehende oder sich in der Vernehmlassung befindliche, rechtlich verbindliche EU-Emissionsziele und -gesetze berücksichtigen nicht den gesamten Lebenszyklus des Straßenfernverkehrs, sondern meist nur den Ansatz Well-to-Tank (Quelle zu Tank) oder Tank-to-Wheel (Tank zu Rad) und verschleiern somit das Potenzial der tatsächlichen Gesamtemissionsreduzierung.

Für jede der Antriebstechnologien und alle Energieversorgungspfade haben die Forscher ein theoretisches sogenanntes Exklusivszenario entwickelt. Dieses besteht aus einer Flotte mit einem Anteil an LKW mit erneuerbaren Treibstoffen, die eine bestimmte Technologie nutzen, und neuen Diesel-LKW für den verbleibenden Anteil, um jeweils die Emissionsreduktionsziele von 40 Prozent weniger CO2 gegenüber 2005 bis 2030 zu erreichen. Die Studie zeigt, dass in allen Szenarien die europäische LKW-Flotte mindestens zu 37 Prozent von erneuerbaren Energien angetrieben werden muss. Das bedeutet: Es müssen noch enorm viele LKW unter anderem mit CNG- und LNG-Antrieb und idealerweise Biogas oder LBG/Bio-LNG im Tank auf die Straße gebracht werden.

Während die Szenarien „Batterieelektrisch und neuer Diesel“ sowie „Wasserstoff und neuer Diesel“ aus Kostensicht durchaus wettbewerbsfähig sind, weisen sie in anderen Dimensionen der Bewertung wie etwa der Technologieverfügbarkeit, dem Investitionsaufwand für die Infrastruktur und der Praktikabilität deutliche Nachteile auf. Biogas nennen die Wissenschaftler in den Szenarien als die kostengünstige Option, die im exklusiven Szenario auch durch synthetisches Methan ergänzt wird. Markus Friedl, Elimar Frank und seine Kollegen kommen zum Schluss, dass bei der Verwendung von Biogas aus Gülle in Kombination mit neuem Diesel sogar nur 15 Prozent der LKW-Flotte bis 2030 erneuerbare Energien nutzen müssten.

Die wichtigsten Empfehlungen der Studienautoren: Strenge und faire Vorschriften, damit alle erneuerbaren Technologien zu den Treibhausgaszielen beitragen können. Zudem sollte ein Greenwashing unmöglich gemacht werden. Und die Wissenschaftler plädieren dafür, dass bei den Emissionszielen für den Schwerverkehr künftig zumindest Well-to-Wheel-Ansätze genutzt werden.

Die gesamte ERIG-Langstrecken-Verkehrsstudie als PDF gibt es > hier

Quelle: cng-mobility.ch / ERIG

 

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