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Wien Energie lässt Ex-OMV-Kunden grünen Wasserstoff bei sich tanken

24.5.2025

Hauptstoßrichtung der Wiener bei grünem Wasserstoff bleibt aber der Einsatz im Schwerverkehr, in Gaskraftwerken, Industrie und ausgewählten städtischen Buslinien.

Es war eine Meldung im April, die bei Betroffenen für Ratlosigkeit sorgte: Die OMV sperre alle fünf öffentlichen Wasserstofftankstellen zu, war zu lesen. Die erste in der Shuttleworthstraße in Wien-Floridsdorf ist bereits geschlossen, die Standorte in Wiener Neudorf, Graz, Innsbruck und Asten (OÖ) sollen bis Sommer folgen. Grund: mangelnde Wirtschaftlichkeit.

Nun können zumindest Fahrzeughalter in Wien und Umgebung das Verschrotten ihrer wasserstoffbetriebenen Pkws aufschieben. Wien Energie öffnet ihre zwei Wasserstofftankstellen in der Leopoldau und in Simmering für Fahrzeughalter, die ihr Brennstoffzellenauto an den bisher von der OMV betriebenen öffentlichen Abgabestellen aufgetankt haben.

Tanken mit Vertrag

„Wir lassen niemanden allein“, sagt Peter Weinelt, Generaldirektor des Mutterkonzerns von Wien Energie, Wiener Stadtwerke, bei einem Lokalaugenschein des STANDARD in Simmering. Interessierte müssten einen Vertrag mit Wien Energie abschließen und könnten dann auf dem Betriebsgelände des Unternehmens grünen Wasserstoff tanken. Der Preis: 10,0 bis 16,0 Euro je kg Wasserstoff, abhängig von der Menge, dem Abnahmeprofil und der Jahreszeit.

Im Sommer, wenn es einen Überschuss an Solarstrom und viele Stunden mit Strompreisen nahe null oder darunter gibt, sei die Produktion von grünem Wasserstoff (H2) deutlich günstiger. Um ein Kilogramm H2 im Elektrolyseur herzustellen, werden etwa acht Liter aufbereitetes, von Mineralien befreites Wasser benötigt. Mit einem Kilo kommt man im Pkw je nach Modell und Fahrweise 100 bis 120 km weit.

Viele werden nicht zum Tanken kommen. Laut jüngsten Zahlen sind in Österreich ganze 62 Wasserstoff-Pkw registriert. Davon befinden sich nur fünf in Privatbesitz, der Rest sind Firmenautos. Die geringe Zahl und die wenigen Tankvorgänge, die auch durch gelegentliche Stopps von Lkws nicht substanziell in die Höhe gingen, waren der Grund, warum die OMV beschlossen hat, das Geschäft bleibenzulassen und sich auf industrielle Anwendungen zu konzentrieren.

Mit Stand Ende 2024 gab es laut H2stations.org, einem Informationsdienst der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, europaweit 294 öffentliche Wasserstofftankstellen. Die meisten davon – 113 – waren in Deutschland in Betrieb, gefolgt von Frankreich (65), Niederlande (25) und Schweiz (19).

Industrielle Anwendungen

Industrielle Anwendungen sind auch die Stoßrichtung, die Weinelt von den Wiener Stadtwerken seit Inbetriebnahme der Elektrolyseanlage am Campus der Wiener Netze in Simmering im Auge hat. Zahlreiche Versuche, mittels grünem Wasserstoff die Dekarbonisierung in der Stadt voranzutreiben, waren erfolgreich – etwa die Beimischung von CO2-freiem Wasserstoff beim Betrieb von Gasturbinen zur Erzeugung von Strom und Wärme, aber auch die Einspeisung von Wasserstoff in das Erdgasnetz. „Ein Geschäftsmodell ist das noch nicht, weil zu teuer; aber wir lernen mit jedem Schritt dazu“, sagt Weinelt.

Theoretisch könnten in der Drei-Megawatt-Anlage bis zu 1300 kg grüner Wasserstoff pro Tag hergestellt werden. Tatsächlich waren es im Schnitt der vergangenen Wochen weniger als 600 kg pro Tag. Gut 30 Kunden, darunter Ikea und ÖAMTC, würden regelmäßig grünen Wasserstoff tanken.

Investitionsförderung

Kunden sind auch die Wiener Linien und die MA 48. Erstere stellen noch heuer 20 wasserstoffbetriebene Busse in Dienst, nachdem Versuche mit einigen Testfahrzeugen zufriedenstellend verlaufen sind. Zum Einsatz kommen die Busse nahe dem Wienerwald mit entsprechenden Steigungen auf der Route, für die batteriebetriebene Busse ungeeignet sind. Ein Müllfahrzeug der MA 48 ist mit Brennstoffzelle und Wasserstoffbetankung seit kurzem auf der Wiener Donauinsel unterwegs, ein Schaufelbagger wird demnächst folgen.

Die Investitionskosten für die Anlage in Wien-Simmering beliefen sich auf zehn Millionen Euro, vier Millionen gab es als Förderung. Der Wiener-Stadtwerke-Chef hofft, dass für die Weiterentwicklung am Standort Simmering und darüber hinaus für die gesamte Wasserstoffwirtschaft trotz Sparprogramms der Regierung weiter Fördermittel bereitgestellt werden. Weinelt: „Ohne wird es nicht gehen.“

Quelle: derstandard.at / Günther Strobl

 

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